Es gibt Tage, die möchte man am liebsten aus dem Kalender streichen.

Ich habe heute Nicky gesucht und mich gewundert, warum seine kleine Dame Tika so aufgeregt war. Tika ist immer wieder in die Versteckhöhle gehüpft und wieder rausgeflitzt. Ich habe Nicky in der Höhle vermutet, dass er sich einfach mal zurückgezogen hat, wie er das öfters mal macht, wenn er seine Ruhe möchte. Dann habe ich eine ganze Weile gewartet, aber Nicky kam nicht wieder zum Vorschein, das war untypisch. Schließlich habe ich vorsichtig in die Höhle getastet und dann wat klar, warum mein süßer kleiner Nicky nicht herauskam. Er hatte, wie sein Freund Knöpfchen, heimlich still und leise sein Köfferchen gepackt und war abgereist. Nicky lag auch ganz entspannt da, einfach die Äuglein geschlossen und eingeschlafen.

Nicky war der Sohn von Goli und Tinnie, der kleine Mann war seit dem Schlupf behindert, ein Langflügel, der nur wenige Zentimeter abheben und propellern konnte. Nicky hatte traumhaftes Gefieder, niemand konnte den "angry birds Blick" besser als er, obwohl er doch so ein sanfter kleiner Mann war. Er hat Stöpsel zu ihren Lebzeiten bewacht und beschützt, und auch gleich mit der kleinen, scheuen Tika Freundschaft geschlossen und jeden Abend schützend vor ihr gesessen.
Mir geht es gerade wie Tika, ich bin total geschockt und durch den Wind. Nicky hatte gerade seine Mauser beendet und drei wunderschöne neue Schwanzfedern waren noch im Wachstum. Ich habe gerade keine Daten zur Verfügung, aber meine, dass Nicky auch schon einige Jahre alt war, ich schätze so alt wie Knöpfchen. Ob seine äußerlich sichtbare Behinderung auch organische Auswirkungen hatte, kann ich nicht sagen.

Was ich sagen kann ist, dass Knöpfchen mit Nicky jetzt im Sommerland um die Wette fliegt. Nicky breitet zum ersten Mal in seinem Leben seine Flügelchen aus und zischt wie ein Pfeil über das große Hirsefeld. Ich stelle mir vor wie er vor Begeisterung quietscht, Loopings fliegt und seine Stöpsel begrüßt, die sicher schon auf ihn gewartet hat.

Mein Nicky, mein "Nickerich-nix", mein angry bird. Fly high, fly free. Ich gönne dir den Wind unter den Flügeln, auf den du dein ganzes Leben lang gewartet hast.

Pina meint:
Bei diesem nassen Novemberwetter bleibt Spatz am besten bei der Federlosen in der Hand.

Meiner Süßen gefällt das heute so gut, dass ich nicht mal gebissen werde.

Noch einmal Knöpfchen.

Da ich seit Wochen gesundheitlich angeschlagen bin, habe ich mich heute Nachmittag etwas hingelegt. Als ich dann ins Esszimmer gegangen bin, hatte sich mein ältester Zebrafink auf ganz leisen Füßchen ins große Hirsefeld verabschiedet. Schlimm genug, den kleinen Kerl zu verlieren. Ganz plötzlich, und der Fink war sehr gut genährt.

Ich habe mir dann einen Kaffee gemacht und meine Bande zum Freiflug eingeladen. Und dann habe ich irgendwie zwischendrin bemerkt, dass Knöpfchen nicht wie sonst herumfliegt oder auf meiner Schulter sitzt. Ich habe die ganze Voliere abgesucht, und im Höhlenversteck habe ich meinen kleinen Freund dann gefunden. Ganz entspannt, die Flügel angelegt, die Äuglein geschlossen und die Füßchen gestreckt. Knöpfchen ist wohl zusammen mit dem Fink abgereist. Ohne Symptome, ohne irgendein Anzeichen. Er war die letzten Tage unglaublich anhänglich. Vielleicht war das ja seine Art, mir ganz leise lebewohl zu sagen. Knöpfchen war schon einige Jahre alt, aber ich hätte ihm noch so viel mehr Jahre gegönnt.

Fly high fly free Knöpfchen und kleiner Fink. Vor allem mein sanfter Spatzenmann wird nie vergessen werden. 💔